Haben Chinas Emissionen den Peak erreicht?

Radfahrerin kämpft in Shanghai mit Mundschutz gegen Smog und CO2Emissionen und Smog beeinträchtigen in weiten Teilen Chinas das Alltagsleben. Nun gibt es Hoffnung auf eine Trendwende.

Der britische Ökonom Lord Nicholas Stern rechnet damit, dass China wesentlich früher als angekündigt seine CO2-Emissionen senken wird. Möglicherweise ist der Peak bereits erreicht.

Der chinesische CO2-Ausstoß könnte bereits 2014 seinen Höhepunkt erreicht haben. Zu dieser These kommt eine neue Studie des Grantham Research Institute on Climate Change and the Environment an der London School of Economics and Political Science (LSE). Die beiden Autoren, Lord Nicholas Stern und Fergus Green, halten es für „durchaus möglich, dass die Emissionen von jetzt an leicht fallen werden“. Damit wären bereits 2014 die Höchstwerte bei den chinesischen Treibhausgas-Emissionen erreicht worden. Zumindest für 2015, so teilte das LSE mit, würden die jüngsten Daten eine leicht rückläufige Emissionsbilanz aufzeigen.

Die Meldung käme einer Sensation gleich, wäre China damit doch seinem selbst gesteckten Ziel, die Emissionen ab 2030 dauerhaft zu senken, weit voraus. Allerdings ist es jetzt erst nur ein Trend, der sich in den kommenden Jahren bestätigen muss. Aber selbst wenn es zu einem kurzfristigen erneuten Anstieg der Emissionsdaten kommen sollte, halten es Stern und Green für „sehr wahrscheinlich“, dass der endgültige Peak vor 2025 erreicht wird. Laut den Studienautoren wäre ein solcher Anstieg etwa durch die ungeplante Expansion energieintensiver Industrien oder einen über den Prognosen liegenden Anstieg des Öl- und Gasverbrauchs möglich.

Volkswirtschaftlicher Wandel lässt Chinas Emissionen sinken

Den jüngsten Rückgang begründen die Wissenschaftler indes mit einer rückläufigen Energienachfrage aufgrund der Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums. Zudem stehe die chinesische Volkswirtschaft vor einem grundlegenden Wandel von der exportorientierten Niedrigpreis-Produktion hin zu einer Expansion des Dienstleistungssektors und innovativen Produkten sowie der Ausweitung der erneuerbaren Energien. Die Studienautoren stellen fest, dass „das alte Modell des Wachstums in einem herkömmlichen ökonomischen Sinn nicht nachhaltig gewesen“ sei und nach den Boom-Jahren nun Überkapazitäten insbesondere in der Schwerindustrie entstanden sind. Zwischen den Jahren 2000 und 2013 war die chinesische Wirtschaft außerordentlich stark gewachsen und hatten zu einem sprunghaften Anstieg der Treibhausgas-Emissionen geführt. Diese wachstumsorientierte Wirtschaft stehe nun vor einem grundlegenden Strukturwandel und werde durch ein nachhaltiges und integratives Wachstum auf hoher Qualität abgelöst. „Je mehr Regierungen und Unternehmen die wirtschaftlichen Verschiebungen in China verstehen, desto mehr werden die Risiken einer klimaschädlichen Wirtschaft verstehen und die Chancen einer emissionsarmen Ökonomie sehen, fassen Green und Stern ihre Ergebnisse zusammen.

Die Studie „China’s changing economiy: implications for its carbon dioxide emissions“, die bereits auf der Institutsseite abrufbar ist, wird Ende März im Journal „Climate Policy“ veröffentlicht.