Allianz will weniger Kohle

Fahnen der Allianz-Versicherung in MünchenDer Versicherungskonzern Allianz will weniger in fossile Energien investieren.

Der Versicherungskonzern Allianz SE will zumindest teilweise aus der Kohleenergie aussteigen, ist damit aber kein Vorreiter.

Als größter Versicherungskonzern der Welt will Münchener Allianz SE künftig keine kohlebasierten Geschäftsmodelle mehr finanzieren. „Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren“, kündigte Chefinvestor Andreas Gruber die Kohleausstiegs-Pläne gegenüber dem ZDF an. Innerhalb von sechs Monaten will die Versicherung betroffene Aktienbeteiligungen verkaufen, entsprechende Anleihen sollen nicht mehr verlängert werden. Bislang hat die Allianz nach Branchenschätzungen rund 4 Mrd. Euro in der Kohleindustrie investiert, das meiste Geld davon steckt nach Unternehmensangaben in Anleihen. Im Hinblick auf das von der Klimapolitik angepeilte Zwei-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung steigen auch für Finanzinvestoren die  ökonomischen Risiken, wenn sie sich weiterhin an Unternehmen zur fossilen Energienutzung beteiligen. Mit der Ankündigung will der Versicherungskonzern vor dem Beginn des UN-Klimagipfels am 30. November in Paris ein Zeichen an die Branche und an die Kapitalmärkte senden. Zuletzt hatte das Unternehmen verstärkt in erneuerbare Energien und Speichertechnologien investiert und nach eigenen Angaben allein rund 2 Mrd. Euro für Windenergie-Projekte bereitgestellt.

Privatanleger für klimafreundliches Investment

Im Auftrag des ZDF-Magazins Frontal21 hatte die Forschungsgruppe Wahlen eine repräsentative Umfrage zum Anlageverhalten der Deutschen durchgeführt. Danach ist 64 Prozent der Menschen eine klimafreundliche Anlage ihres Geldes wichtig. Zuvor hatte Ende Oktober das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine Studie vorgelegt, wonach den privaten Geldanlegern die Risiken durch höhere CO2-Kosten kaum bewusst sind. In der Summe trage das Investitionsverhalten der Anleger daher zu einem Anstieg der globalen Erwärmung um 4 bis 6 °C bei, resümiert die Studie. Als wichtigste Ursache dafür sieht die Analyse den Grund, dass die Anleger die CO2-Risiken nicht genügend kennen, weil die mit den Investitionen verbundenen Emissionen nicht systematisch erhoben werden. Umweltgruppen drängen hingegen schon lange daraufhin, dass Banken und Versicherungen verpflichtet werden, sich von umweltschädlichen Geldanlagen zu trennen. Ein solches Umdenken zeigt in einigen Ländern bereits erste Wirkungen. So hat die norwegische Regierung beschlossen, Beteiligungen ihres Ölfonds an Bergbauunternehmen zu verkaufen, wenn das Kohlegeschäft mehr als 30 Prozent des Umsatzes ausmacht. Auch der niederländische Pensionsfonds ABP will seine Anlagestrategie neu ausrichten und keine Firmen mit hohen Kohlendioxidausstoß mehr kaufen. Selbst in der Versicherungsbranche ist die Allianz kein Vorreiter. Im Mai dieses Jahres hatte der französische Axa-Konzern angekündigt, CO2 als Risiko zu betrachten und als langfristiger Investor diesbezüglich Verantwortung zu übernehmen. Auch Axa wird deshalb seine Investitionen aus fossilen Energieunternehmen abziehen.

Divestment auf dem Vormarsch

Mit dem Vorstoß der Allianz kommt dieser Divestment-Ansatz nun auch nach Deutschland. Allerdings wurde die deutsch-französische Tochtergesellschaft, die Kreditversicherungsgruppe Euler Hermes SA, von der Entscheidung der Allianz ausgenommen. Dieses Unternehmen ist weltweit an der Finanzierung vom Bau neuer Kohlekraftwerke und Kohleminen beteiligt. Dennoch sei die „Ankündigung der Allianz ein starkes Signal an Investoren in aller Welt”, meint Tobias Münchmeyer, Energie- und Finanzexperte von Greenpeace. Glaubwürdig werde die Neuausrichtung der Allianz aber erst, wenn auch die Kreditbürgschaften von Euler Hermes für Kohle-Projekte endgültig gestoppt werden, so Münchmeyer.