Norwegen prescht bei Klimaschutz-Ambitionen vor

Abendstimmung an einem Fjord in NorwegenNorwegen will wesentlich früher als bisher geplant bilanziell klimaneutal werden.
Norwegen will 20 Jahre früher als geplant klimaneutral sein. Eine entsprechende Parlamentsresolution wurde nun in Oslo erlassen.

Das norwegische Parlament will das Pariser Klimaabkommen schneller als erwartet umsetzen. Bereits 2030 soll das Nettovolumen klimaschädlicher Treibhausemissionen auf Null gesenkt werden, bisher war 2050 anvisiert worden. Mit 54 zu 47 Stimmen votierten die Abgeordneten am Abendb des 14. Juni in Oslo für eine entsprechende Resolution. Die konservative Minderheitsregierung bezeichnete den Beschluss als übereilt, kostspielig und taktisch unklug. Norwegen habe nun bei den Verhandlungen mit anderen Ländern eine Karte weniger in der Hand, zudem seien die Spielräume für eine Emissionsreduzierung in Norwegen begrenzt.

Norwegen will seine CO2-Emissionen bis 2030 ausgleichen

Das Land erzeugt bereits fast den gesamten Strom durch Wasserkraft. Die Öl- und Gasforderung ist allerdings ein wichtigtes Standbein der norwegischen Volkswirtschaft. Um seine Abhängigkeit von einzelnen Energiequellen zu vermeiden, und die Ziele der Klimapolitik zu erreichen, legt Norwegen großen Wert auf die Erschließung regenerativer Energien. Norwegen setzt bei der Stromerzuegung deshalb neben der Wasserkraft zunehmend auch auf Windenergie. Gerade in den hohen Breiten Skandinaviens besitzt die Windenergie ein großes Potenzial. Auch im Verkehrssektor drängt Norwegen auf eine Elektrifizierung der Antriebe. Seit 1990 werden Elektroautos in Norwegen staatlich gefördert und erhalten Steuervorteile und inzwischen ist jeder fünfte angemeldete Neuwagen bereits ein Fahrzeug mit Elektroantrieb. Ab 2025 sollen laut dem in der Abstimmung befindlichen Transportplan nur noch Elektrofahrzeuge zugelassen werden. Dadurch sollen die CO2-Emissionen des Verkehrssektors deutlich reduziert werden. Dennoch lassen sich nicht alle CO2-Emissionen weiter abzusenken. Um den unvermeidbaren Treibhausgasausstoß auszugleichen, müssen Emissionsrechte im Ausland gekauft werden. In einem Schreiben an die Abgeordneten bezifferte Klima- und Umweltminister Vidar Helgesen die Kosten dafür auf rund 20 Mrd. NOK, dies entspricht rund 3,2 Mrd. Euro. Diese Summe müsse Norwegen ab 2030 jährlich aufbringen, um seinen Treibhausgasausstoß auszugleichen.

Auch Divestment schreitet voran

Mitte April dieses Jahres hatte die norwegische Zentralbank bereits mitgeteilt, dass der staatliche norwegische Pensionsfonds (Statens pensjonsfond) im Rahmen des Divestments in den letzten Monaten Aktienanteile von Unternehmen verkauft hat, die mehr als 30 % ihrer Umsätze oder Geschäfte mit der Förderung oder der Nutzung von Kohle ausmachen. Insgesamt 52 Beteiligungen im Wert von umgerechnet knapp 6 Mrd. Euro seien abgestoßen worden, hieß es damals in einer entsprechenden Mitteilung der Zentralbank in Oslo.