Mehrere Umweltorganisationen kritisieren, dass große Geschäfts- und Investmentbanken auch weiterhin die Nutzung fossiler Energieträger finanzieren und so die in Paris vereinbarten Klimaziele blockieren.
Die Citigroup, die Deutsche Bank und JP Morgan Chase zählen zu zu den Banken, die über die letzten drei Jahre die höchsten Investitionen in die Kohleförderung, Kohlekraftwerke und die modernen Formen der Ölförderung und Gasgewinnung investiert haben. Die Milliardeninvestitionen passen nicht zu den in Paris vereinbarten Klimazielen, wie die Financial Times am 14. Juni berichtete.
In einer Studie unter dem Titel „Shorting the Climate“ haben die Umweltorganisationen Banktrack, Rainforest Action Network, Oil Change International und Sierra Club das Investmentverhalten von 25 großen Geschäfts- und Investmentbanken in Nordamerika und Europa bewertet. Und stellen damit die größten Investmentbanken als Finanziers des Klimawandels an den Pranger. Aus deutscher Sicht sticht dabei laut der Umwelt- und Menschenrechts-Organisation urgewald e.V. abermals die Deutsche Bank negativ hervor. Während die international tätigen Großbanken insgesamt 42,39 Mrd. US-Dollar in den Kohle-Bergbau investiert haben, steuerte der Frankfurter Finanzkonzern in diesem Segment zwischen 2013 und 2015 Finanzierungen in Höhe von 6,73 Mrd. US-Dollar bei und erreichte damit erstmals den negativen Spitzenplatz. Rund 154 Mrd. US-Dollar wurden in dem Zeitraum in den Bau neuer Kohlekraftwerke investiert, hier hatte die US-amerikanische Citigroup mit 24,06 Mrd. US-Dollar den größten Anteil an den Finanzierungen. Die Deutsche Bank kam bei den Beteiligungen an Kohlekraftwerken mit 6,19 Mrd. Euro auf den 10. Platz.
Auch Öl- und Gasförderung im Visier
Erstmals wurden in der diesjährigen Studie auch die kostenintensiven und extremen Formen der Öl- und Gasgewinnung untersucht. In die Förderung von Ölsanden, arktischem Öl und Tiefsee-Öl flossen demnach 307 Mrd. US-Dollar, davon stellte die US-Bank JP Morgan Chase mit 37,77 Mrd. US-Dollar mehr als ein Zehntel der Gelder. Mit 14,55 Mrd. US-Dollar erreichte hierbei die Deutsche Bank im Negativ-Ranking den 9. Platz. In den Ausbau nordamerikanischer LNG-Terminals wurden 283 Mrd. US-Dollar angelegt, auch hier führt JP Morgan Chase mit 30,58 Mrd. US-Dollar die Liste an.
Die Umweltschützer kritisieren, dass der Finanzsektor weiterhin Milliarden in fossile Energieprojekte investiere und damit das von der Weltgemeinschaft verabschiedete Pariser Klimaabkommen blockiere. Bei urgewald wird vor allem das Geschäftsgebaren der Deutschen Bank kritisiert. Wie aus der Studie „Shorting the Climate“ hervor geht, finanziert der Frankfurter Finanzkonzern maßgeblich den indischen Energieversorger National Thermal Power Corporation (NTPC). Dieser betreibt 18 Kohlekraftwerke in Indien und hat weitreichende Expansionspläne im Kohlesektor. Das Unternehmen will in Bangladesch mit einem Betreiberkonsortium das Kohlekraftwerk Rampal bauen. Diese neugeplante Anlage bedroht die naheliegenden Sundarbans-Mangrovenwälder, die als UNESCO Welterbe als besonders schützenswert gelten.
Deutsche Bank beteiligt sich an Ausrottung des Königtigers
„Noch auf ihrer Hauptversammlung 2015 hat die Deutsche Bank eine direkte Finanzierung von Rampal ausgeschlossen und dies mit den Auswirkungen auf die geschützten Mangrovenwälder begründet. Diese Worte sind allerdings nichts wert, wenn die Bank gleichzeitig mit NTPC einen wichtigen Partner des Betreiberkonsortiums von Rampal finanziert“, kritisiert Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald e.V auf entwicklungspolitik online. Ihrer Meinung nach hinkt die Deutsche Bank im Vergleich zu anderen Top-Geldgebern im fossilen Sektor bei ihren Richtlinien weit hinterher. Es sei höchste Zeit, dass sich die Bank nach dem Klimaabkommen von Paris aus dem Kohlegeschäft verabschiede. Die Mangrovenwölder der Sundarbans schützen als natürlicher Wellenbrecher das Hinterland von Bangladesh vor Zyklonen. Zudem bietet diese Naturlandschaft Lebensraum für viele vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie dem Königstiger. Durch den Betrieb eines Kohlekraftwerks mit 1 320 Megawatt Leistung in Rampal würde das Wasser des Flusses Passur erwärmen und vergiften, befürchten örtliche Naturschützer. Damit könnten die Sundarbans, die jüngst erst zu einem der sieben neuen Weltwunder gewählt wurden, zerstört werden.
Die vollständige Studie „Shorting the Climate“ ist beim Rainforest Action Network unter www.ran.org abrufbar.