Die globale Stabilität ist laut Weltwirtschaftsforum so stark gefährdet, wie lange nicht mehr. Vor allem ein Versagen in der Klimapolitik kann weitreichende Folgen haben.
Ein Scheitern der Klimapolitik hätte die gravierendsten Folgen für die Welt. Zu diesem Ergebnis kommt das Weltwirtschaftsforum in seinem aktuellen Global Risk Report 2016. Unmittelbar sei zwar nicht mit Umweltkatastrophen zu rechnen. Dennoch machen sich rund 40 % der befragten 750 Wirtschaftsexperten Sorgen über das Risiko möglicher Wasserkrisen in den nächsten zehn Jahren. Dicht dahinter folgt mit 36,7 % das Risiko, dass sich die Welt nicht schnell genug an den Klimawandel anpassen kann, oder extreme Wetterphänomene (26,5 %) auftreten. Für die Mehrzahl der Befragten ist damit der Klimawandel der Risikofaktor mit dem größten negativen Einfluss auf die Weltgemeinschaft. Die Erderwärmung und die damit verbundenen Folgen lösen damit die bisher gefürchteten Risiken, wie etwa die Gefahren, die von Massenvernichtungswaffen ausgehen, ab. Zwischen 2007 und 2014 hatten die Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums vor allem Vermögensblasen und Finanzkrisen in der Rangliste der globalen Risiken nach oben gesetzt. Nun sind mit der Gefahr einer Wasserknappheit in Teilen der Welt und die Sorge, den Klimawandel nicht in den Griff zu bekommen, gleich zwei Umweltthemen unmittelbar an die Spitze gerückt.
Umweltgefahren rücken im Weltgefahrenbericht an die Spitze
Insgesamt weist der Welt-Risiko-Bericht bei allen Gefahren, egal ob umweltbezogen, gesellschaftlich, wirtschaftlich, geopolitisch oder technologisch, eine gestiegene Eintrittswahrscheinlichkeit aus. Auch sind die Risiken stärker miteinander verknüpft. „Der Klimawandel verschärft mehr Risiken als jemals zuvor“, meint Cecilia Reyes, Risikomanagerin bei der Zurich-Versicherung. Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, eingeschränktes Wirtschaftswachstum, ein schwächerer gesellschaftlicher Zusammenhalt und zunehmende Bedrohungen der Sicherheit seien nur einige Beispiele. Politische Konflikte erschwerten es, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen, meint Reyes.
Flüchtlingskrise ist größte Herausforderung
Die derzeit größten Herausforderungen sieht die Mehrheit (52 %) der befragten Wirtschaftsexperten vor allem in der Flüchtlingskrise. Fast 60 Mio. Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht vor Kriegen, Terror oder Verfolgung. Kein anderes Problem werde die Welt in den nächsten eineinhalb Jahren so stark herausfordern, wie die Bewältigung der unfreiwilligen Massenmigration. Das Problem der Massenflucht gewinne auch deshalb an Brisanz, weil sich die Risiken gegenseitig verstärken und geopolitische Konflikte heute länger andauern. Mehr als 80 % der weltweiten Konflikte konnten innerhalb von zehn Jahren nicht gelöst werden. Zugleich sei die Weltgemeinschaft humanitär schlecht auf die aus der millionenfachen Flucht entstehenden Herausforderungen vorbereitet. Der Flüchtlingszustrom könnte sich in den nächsten Jahren aufgrund des fortschreitenden Klimawandels noch verstärken.
Der Weltrisikobericht wird jedes Jahr im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos/Schweiz veröffentlicht. Das Treffen der führenden Wirtschaftsexperten findet zwischen dem 20. und 23. Januar 2016 statt.